Wie oft sind dir schon Webseiten begegnet, auf der die Texte kaum lesbar waren? Sei es durch zu wenig Farbkontraste, pastellige Farben oder feine Schriften auf hellem Hintergrund. Was auf den ersten Blick schick wirkt, wird schnell zur Hürde für viele Nutzerinnen und Nutzer.
Genau hier kommen barrierefreie Webseiten ins Spiel: Sie sorgen dafür, dass Informationen für alle zugänglich und verständlich bleiben, unabhängig von Sehvermögen, Technik oder Umgebung.
Spätestens mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) am 28. Juni 2025 wird klar: Farbkontraste sind kein nettes Extra mehr – sie sind Pflicht. Aber was bedeutet das konkret für dein Webdesign?
Wie setzt du die Anforderungen richtig um, ohne dein Branding zu opfern? Und wie misst man überhaupt, ob ein Kontrast passt, oder nicht? Lass uns das Ganze Schritt für Schritt anschauen.
Warum gute Farbkontraste nicht verhandelbar sind
Barrierefreiheit im Web heißt: Alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, sollen eine Website nutzen können. Dazu gehört auch, dass Texte und interaktive Elemente klar erkennbar sind. Was logisch klingt, wird in der Praxis oft übersehen.
Besonders problematisch: Farbkombinationen, die zwar schick aussehen, aber schwer zu erkennen sind:
- hellgraue Schrift auf weißem Hintergrund
- weiße Schrift auf pastellfarbene Buttons
Für Menschen mit Sehbehinderungen, Farbfehlsichtigkeiten oder altersbedingten Einschränkungen kann das bedeuten: Inhalte sind schlichtweg nicht nutzbar.
Etwa 8 % der Männer (und 0,5 % der Frauen) sind farbfehlsichtig, viele davon sehen zwischen Rot und Grün kaum einen Unterschied. Auch Kontraste bei ähnlichen Helligkeiten werden im Alter schwerer wahrgenommen.
Barrierefreiheit bedeutet also nicht, alles schwarz-weiß zu gestalten, sondern mit Bedacht und Fachwissen Farben so einzusetzen, dass sie funktionieren.
Lesbarkeit im Fokus: Was ab 2025 gesetzlich zählt
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) verweist auf die internationalen WCAG-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines). Diese definieren ganz konkret, welche Kontrastverhältnisse auf einer barrierefreien Webseite eingehalten werden müssen:
- Kleiner Text (unter 24 px): mindestens 4,5:1
- Großer Text (ab 24 px oder fett ab 18 px): mindestens 3:1
- Icons, Grafiken, Formularelemente: ebenfalls mindestens 3:1
Diese Werte basieren auf der Helligkeit zweier Farben: Vordergrund (z. B. Text) und Hintergrund. Beide lassen sich mit speziellen Tools zuverlässig messen.
Kontraste messen – ganz ohne Rätselraten
leichtes Testen mit Kontrastrechner (hier von Barrierefreies.design)
Die gute Nachricht: Du musst kein Farbprofi sein, um deine Website zu prüfen. Es gibt zuverlässige Tools, mit denen du Farbkontraste einfach analysieren kannst:
- Kontrastrechner von Barrierefreies Design – ein unkompliziertes Online-Tool
- Color Contrast Analyzer – eine präzise Desktop-Anwendung mit Farbseh-Simulation
- Browser-Add-ons wie der WCAG Colour Contrast Checker (für Chrome und Firefox)
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Der PageSpeed Test von Google
Teste zudem nicht nur einzelne Seiten, sondern auch interaktive Elemente wie Hover-Zustände, Fehlermeldungen oder Pop-ups. Hier kann der Farbkontrast, der für barrierefreie Webseiten unverzichtbar ist, schnell übersehen werden.
Markenfarben vs. Barrierefreiheit – ein Widerspruch?
Viele Unternehmen fürchten: „Wenn wir unsere Farben anpassen, verlieren wir unser Branding.“ Stimmt das?
Die Realität ist, dass mit dem richtigen Know-how sich beides kombinieren lässt.
Zum Beispiel durch:
- Cleveres Kontrastmanagement: Statt eines hellen Buttons mit weißer Schrift nutzt du denselben Farbton, aber ergänzt ihn mit kräftigem Text oder einem dunkleren Rand. (Melde dich gerne bei Fragen 😉
- Zusätzliche visuelle Hinweise: Farben allein sollten nie Informationen tragen. Ergänze Fehlermeldungen durch Symbole oder Texte, damit auch bei schwachem Kontrast klar ist, was gemeint ist.
- Alternativschemen: Entwickle Farbvarianten, die den Anforderungen der Barrierefreiheit entsprechen, ohne dein Design zu verwässern.
Barrierefreiheit bedeutet nicht „Design-Verzicht“, sondern „Design-Exzellenz“. Es zeigt, dass du deine Zielgruppe verstehst, und zwar all deine Nutzer:innen.
Barrierefreie Farbkontraste = Wettbewerbsvorteil
Neben der gesetzlichen Verpflichtung bietet Barrierefreiheit einen klaren Nutzen:
- Bessere Usability: Gutes Kontrastverhältnis = einfachere Lesbarkeit
- Mehr Reichweite: Auch Menschen mit Einschränkungen können deine Inhalte nutzen
- Stärkeres SEO: Suchmaschinen mögen gut strukturierte, zugängliche Seiten
- Positives Image: Barrierefreiheit zeigt Verantwortung und Weitblick
Und am Ende profitieren alle davon, selbst Nutzer:innen ohne Einschränkungen. Wer klickt nicht lieber auf eine Seite, die klar, angenehm und verständlich gestaltet ist?
Webdesign, das alle erreicht!
Barrierefreie Webseiten mit klaren Farbkontrasten sind mehr als eine gesetzliche Vorgabe. Sie sind ein Qualitätsmerkmal für modernes Webdesign. Wenn du heute schon damit beginnst, sparst du dir später nicht nur Stress, sondern positionierst dich als verantwortungsbewusste:r Anbieter:in.
Und ganz ehrlich: Sollte gutes Design nicht für alle funktionieren? Denn eine Website, die alle erreicht, ist einfach besser, wirksamer und fairer.
Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um den ersten Schritt zu machen.
Wenn du Unterstützung bei der Umsetzung brauchst, melde dich bei mir – ich helfe dir gerne weiter.